Auch Michael Heinisch-Kirch, Vorstandsvorsitzender der SozDia beobachte, dass trotz des Europäischen Jahres der Jugend "Jugendliche lediglich bei zugewiesenen Feldern kontrolliert mitwirken und mitbestimmen sollen". Dies bleibe weit hinter einer Selbstermächtigung Jugendlicher zurück, welche die bestehenden Systeme in Frage stelle. "Doch genau das bräuchten wir", so Heinisch-Kirch weiter.
Um mit gutem Beispiel voran zu gehen, kamen auf dem Frühlingsempfang auch junge Menschen zu Wort. Eindrucksvoll schilderten sie, welche Themen sie beschäftigen und wie sie sich beteiligen wollen. So auch Salim, ein 17-Jähriger aus dem Libanon, der derzeit im Jugendwohnhaus in Trägerschaft der Stiftung lebt. Durch eigene Erfahrungen während seiner Flucht wolle er sich ehrenamtlich für Obdachlose engagieren, stoße jedoch regelmäßig aufgrund seiner Minderjährigkeit an Grenzen und fühle sich ausgebremst. Im Jugendwohnhaus finde er jedoch Unterstützung, diese Grenzen zu überwinden und sich zu verwirklichen. Selbstverständlich ist diese Form der Jugendarbeit jedoch noch lange nicht.
Auch Lars Bergmann, Leiter der Landeskoordinierungsstelle für lesbischwule und trans*Belange AndersARTiG e.V., sieht großen Bedarf im Umgang mit Jugendlichen und fasst das derzeitige Jugendpartizipationsverständnis vieler Politiker*innen ernüchtert zusammen: "Wir hören euch und schöpfen mal ein paar Ideen ab". Diese Haltung kann schnell zu einem Abwenden von politischer und gesellschaftlicher Teilhabe führen. "Es ist in der Jugendarbeit wichtig, Ernst zu machen mit dem Demokratieprinzip. Junge Menschen müssen Demokratie in ihrem Alltag erleben können", so Thomas Krüger. Und er fügt hinzu: "Es ist die Passion der politischen Bildung, nicht vorgegebene Urteile wiederzukäuen, sondern sich selbst eine Meinung zu bilden. Selbstermächtigung ist der Schlüssel und die logische Konsequenz von jugendlicher Teilhabe".
Auch wir finden, eine solche Selbstermächtigung braucht Gehör, Akzeptanz, Zeit, Räume und Ressourcen. Wir rufen dazu auf, diese Rahmenbedingungen zu schaffen und möchten dazu anstiften. So gehen wir im Jugendwohnhaus, im Interkulturellen Jugendwohnhaus und in unseren acht Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen, die täglich von mehr als 500 Kindern und Jugendlichen besucht werden, mit gutem Beispiel voran. Darüber hinaus richten wir in diesem Jahr das jugendFORUM (juFO) Berlin aus, ein Partizipationsprojekt und eine neutrale Plattform für politische Diskussionen zwischen Jugendlichen und Politiker*innen. Schaut gern auf der Seite des juFOs vorbei und macht mit.